Die Reise beginnt...mit Bäume reisen nachts von Aude Le Corff

 


Details zum Buch: 

Bäume reisen nachts von Aude Le Corff
übersetzt von Claudia Steinitz
Seiten: 201
Format: Taschenbuch
Preis: 12,99 EUR
ISBN: 978-3458360193


Wie kam das Buch zu mir und warum fällt meine Wahl heute ausgerechnet auf dieses?


Ich finde, eine richtige Lesereise beginnt nicht immer mit dem Aufklappen eines Buches. Manchmal beginnt sie auch schon vorher. Dieses Buch hat mir meine Mutter geschenkt, sie selbst hat es getauscht in einer Büchertelefonzelle. 



Wer kennt diese Bücherschränke nicht, die momentan überall auftauchen? Das Prinzip ist recht simpel: man legt ein Buch rein und nimmt sich dafür wieder eins. In der Kleinstadt, in der ich lebe, gibt es alleine schon vier Bücherschränke, ein paar sehen aus wie Telefonzellen. Leider habe ich nie so wirklich Glück mit den Büchern, die drin liegen. Sie sind meistens schon sehr alt und zerfleddert, und einige Nidderauer scheinen meinen Buchgeschmack auch einfach nicht zu teilen. 

Meine Mutter hatte da schon eher Glück, sie hat dieses gekennzeichnete Mängelexemplar (mir macht es nichts aus) jedenfalls für mich aus einem Bücher- Telefonzellen- Schrank gefischt und hat es mir vermacht  und ich habe es für heute ausgesucht, weil ich denke, dass es thematisch passt als Einstieg in meine Lesereise, die ich mit euch teilen werde.

Ich werde immer mal wieder ein Update geben, immer wenn ich mal etwas zu dem Buch zu sagen habe, einen Kommentar dazu geben möchte oder oder oder....werde ich es hier in diesen Post schreiben. Ich bin schon sehr gespannt darauf. 


Gedanken zu dem Klappentext und Erwartungen

Laut Klappentext geht es um ein kleines einsames Mädchen, das sich mit einem alten Mann anfreundet und sie beide lesen gemeinsam den kleinen Prinzen. Es geht um Freundschaft, Familie und Träume. Das Buch hatte mich eigentlich schon bei der Erwähnung des kleinen Prinzen. Ich erwarte eine Mischung aus der kleine Prinz und die wunderbare Welt der Amelie. Die Autorin klingt für mich wie eine Französin, also erwarte ich auch diesen leichten, verspielten Charme. Als ich mich über die Autorin informiert habe, habe ich erfahren, dass sie in Tokio geboren wurde, sehr viel mehr haben meine Recherchen allerdings nicht mehr ergeben. So zum Beispiel, weiß ich nicht, ob sie denn auch in Tokio aufwuchs, wenn ja würde ich auch noch etwas Ausgefallenes erwarten. 

Also nun geht es los......


07.06.21    14:21  aktueller Lesestand: Seite 30

Der Stil scheint sehr einfach gehalten zu sein. Ich habe Schwierigkeiten rein zu kommen, mir kommt es so vor, als würde die Autorin sich auf den kleinen Prinzen ausruhen. Immerhin versteht man jetzt schon, wie diese ungewöhnliche Freundschaft zwischen dem kleinen Mädchen und dem alten Mann zustande kommt. Es schimmert schon durch, dass die beiden das gleiche Problem haben: Einsamkeit. Es liegt nahe, dass sie den Schmerz teilen werden. Unangenehm aufgefallen ist mir, als Anatole von seinen ehemaligen Schülern spricht, dass er die Schülerinnen eher mit soften Eigenschaften schmückt und aber von den beruflichen Erfolgen der Schüler stützt. Als könnten Frauen beruflich nicht erfolgreich sein, Dies ist für mich heutzutage ein dickes Minus. Das Buch wurde  jedoch 2013 geschrieben, vielleicht war das Mindset zu diesem Zeitpunkt ein anderes. 


07.06.21    20:40 aktueller Lesestand : Seite 50

Ich bin sehr begeistert, man erfährt nun etwas über Manons Mutter und über Anatoles Vergangenheit. Die Charaktere sind vielschichtiger als zu Anfang vermutet. Geschickt werden die Szenen vom kleinen Prinzen in die Realität gesetzt. Die Interpretation, dass jede Figur aus dem Buch der kleine Prinz für einen falschen Glaubenssatz steht, den wir uns in der Kindheit angeeignet haben, ist für mich ein bereichernder Gedanke, den ich so noch nie hatte. Selbst Sophie, Manons grobe Tante, scheint eine tiefsinnige Seite zu haben. Auch wenn sie grob und direkt ist, hat sie das Herz am rechten Fleck.

08.06.21     08:51 aktueller Lesestand: Seite 101 

Leider konnte ich gestern nicht so viel lesen, da ich notfallmäßig ins Krankenhaus musste. Nun bin ich stationär aufgenommen. Eventuell habe ich nun Zeit mehr zu lesen, allerdings wird man die ganze Zeit hin und her geschickt zu irgendwelchen Untersuchung und Besprechungen. Nun gut,, kommen wir aber zurück zu Sophie, Anatole, Manon und ihrem Vater Pierre. 

In diesem Leseteil wird es konkreter, warum Manons Mutter abgehauen ist und...es gibt Lebenszeichen von ihr. Sie schickt jedem einen Brief aus Marokko, denn dort befindet sie sich gerade. Anscheinend steckte Manons Mutter so tief in der Depression drin, dass sie raus musste aus ihrem Alltag. Geholfen hat ihr ein Mann, ein Geliebter, mit dem will sie sich nun ihre neuen Lebensträume verwirklichen: das Leben genießen, Schriftstellerin werden. Nun jeder, der diese Krankheit kennt, weiß, dass es keine Flucht gibt.
Natürlich hilft es, raus zu kommen aus dem eigenen Sumpf, um Kraft zu tanken und um auch Distanz zum eigenen Leben und zu den Sorgen zu bekommen. Nur so kann man reflektieren ohne Druck. 
Aber- man muss auch lernen mit dieser Krankheit zu leben- nur weil man sich in ein anderes Land absetzt, seine Familie verlässt und sich an einen anderen Mann hängt, heißt das noch lange nicht, dass die Krankheit besiegt ist. Und obwohl sie alle verlassen hat, glaube ich nicht, dass die Geschichte zwischen Manon, Pierre und der Mutter /Ehefrau vorbei ist. 

Manon und Pierre beschließen, der Mutter nach Marokko hin zu folgen, denn sie sind die einzigen beiden, die es nicht wissen...mit dem Liebhaber. Sie krallen sich an die Hoffnung und an das erste Lebenszeichen, dass sie nach monatelanger Sorge erhalten haben. 

Dieses Szenario kann sich verschieden entwickeln, ich bin schon sehr gespannt darauf. Pierre könnte seine Frau in flagranti mit dem Neuen erwischen und in rage verfallen, oder er fällt in ein noch tieferes Loch. Die Mutter könnte sich bestätigt fühlen, nichts mehr mit ihnen zu tun haben zu wollen, da sie nicht respektieren, dass sie Zeit und Ruhe braucht. Sie könnte es aber auch als große Geste sehen, wie eine Art "Liebesrettungskommando" und sich und Pierre eine Chance geben. 

10.06.21    08:18  aktueller Lesestand: fertig =)


Ich habe gestern das Buch beendet, obwohl ich am Anfang das Gefühl hatte, dass "der kleine Prinz" zu oft erwähnt wird, hat es sich im Laufe des Buches gut angepasst. Die Autorin hat es geschafft, geschickt Buch und Realität zu vermischen auf eine Art und weise, die nicht zu artifiziell herüber kommt. Ein paar bereichernde Stellen waren auch dabei. 

Ich habe mich zum Ende des Buches mit meinen Gedanken bestätigt gefühlt, ich möchte allerdings nicht zu sehr spoilern. 

Für mich eine bisher gelungene Lesereise, also eine klare Leseempfehlung! 


Wie geht es weiter mit dem Buch?


Nun, da ich ja zur Zeit im Krankenhaus bin, habe ich es in den Bücherschrank der Station gelegt, auf dass es jemand anderen bei Laune hält. An sich ist es auch ein gutes "Krankenhaus- Buch", da es von Einsamkeit, Träumen und Hoffnung spricht. Ich denke also, es ist hier ganz gut aufgehoben. 

Nun habe ich die Qual der Wahl, was als nächstes gelesen wird. Mein Freund hat mir meinen Kindle eingepackt. Ich befürchte nur, dass da eine Menge Bücher drauf sind, die mich nicht mehr so stark interessieren. 

Ich werde mal stöbern gehen! 

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